von Vermoegenskontor | 10. Aug.. 2020 | Geldanlage
Das jüngste Urteil des Bundesverfassungsgerichts hat trotz der dominierenden Corona-Nachrichtenlage für Aufsehen gesorgt. Die Karlsruher Richter erklärten die Praxis der EZB-Anleihekäufe für teilweise nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Der deutschen Politik gaben sie auf, die EZB-Maßnahmen künftig stärker kritisch zu prüfen.
Nach Auffassung des Bundesverfassungsgerichts hat die Euro-Notenbank bisher keine ausreichende Begründung für den Umfang ihrer Anleiheaufkäufe vorgelegt. Wenn der EZB-Rat dies nicht binnen drei Monaten nachhole und die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen belege, sei der Bundesbank untersagt, weiter an den Anleihekäufen mitzuwirken.
Was zählt mehr – EuGH oder Karlsruhe?
Da die Bundesbank zu den wichtigsten Akteuren im Europäischen System der Zentralbanken gehört, wäre dies gravierend. Der Euro gab denn auch nach Bekanntgabe des Urteils prompt nach. Noch in anderer Hinsicht ist das Urteil bemerkenswert. Deutschlands Verfassungsrichter erklären nämlich gleichzeitig ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom Dezember 2018 für nicht bindend. Die EuGH-Richter hatten damals die Anleihekäufe nicht beanstandet.
Über den konkreten Verfahrensgegenstand hinaus stellt sich damit die Frage über das Verhältnis zwischen europäischer und nationaler Rechtsprechung. Das Bundesverfassungsgericht hat klar gemacht: der EuGH ist nicht per se die höhere Instanz, an deren Urteilen sich die nationalen Gerichte stets orientieren müssen.
Unabhängigkeit ist kein Freibrief
Kurzfristig wird das Urteil an den Anleihekäufen wenig ändern. Es berührt auch nicht die beschlossenen zusätzlichen EZB-Kaufaktivitäten im Rahmen der Corona-Krise. Das stellten die Karlsruher Richter ausdrücklich fest. Dennoch werden der ultralockeren Geldpolitik der EZB mittel- bis langfristig mehr Zügel angelegt. Die Euro-Notenbank wird verpflichtet, die Verhältnismäßigkeit ihrer Maßnahmen darzulegen, wenn sie auf die weitere Gefolgschaft der Bundesbank Wert legt. Und die deutsche Politik wird stärker in die Pflicht genommen, diese Darlegungen zu bewerten und Verhältnismäßigkeit einzufordern.
„Der EuGH ist nicht per se die höhere Instanz, an deren Urteilen sich die nationalen Gerichte stets orientieren müssen.“
Man könnte es auch anders formulieren: die Unabhängigkeit der EZB ist kein Freibrief für geldpolitisches Handeln nach Gutdünken und ohne Rechtfertigungszwang. Die relativ lapidaren Kommentare aus Brüssel – der EuGH sieht es anders – und Frankfurt – EZB wird weiter alles Nötige für den Euro tun – wischen den Richterspruch vorerst zur Seite. Das ist vielleicht Hochmut vor dem Fall. Das Urteil könnte mittel- und langfristig nicht nur die Geldpolitik der EZB beeinflussen, sondern auch darüber hinaus erhebliche Auswirkungen auf das europäische Gefüge haben.
von Vermoegenskontor | 9. Juni. 2020 | Altersvorsorge, Geldanlage, Strategien
Der folgende Beitrag ist dem Begriff Smart Beta ETF gewidmet. Darunter sind Exchange Traded Funds zu verstehen, die ihre zugrunde liegenden Indizes nicht nur einfach nachbilden, sondern dabei auf individuelle Wünsche der Anleger eingehen.
Ein Smart Beta ETF lässt Sie an den Vorzügen passiver Investments teilhaben und kann für verschiedene Ziele genutzt werden. Einerseits zeichnen sich diese ETFs durch einfache Verständlichkeit, hohe Transparenz und geringe Kosten aus. Andererseits lässt sich die ihnen eigene Charakteristik zum Schlagen des Marktes nutzen, oder dazu, ihn mit vermindertem Risiko nachzubilden.
Der Smart Beta ETF in der Funktionsweise
Wenn Sie höhere Renditen als der Markt erzielen möchten, müssen Sie einen ETF wählen, dessen Titelauswahl und Gewichtung auf ertragsstarke Faktoren abgestellt ist. Dazu zählen Eigenschaften wie Größe, Qualität, Momentum oder Value. Globale Indizes liefern mithilfe dieser Faktoren seit 15 Jahren höhere Erträge als der Weltindex MSCI.
Geht es Ihnen jedoch um möglichst niedriges Risiko, sollten Sie sich für den Faktor Volatilität beziehungsweise für eine Minimum-Volatilitäts-Strategie interessieren. Derartige Strategien offerieren bei niedrigem Risiko seit 2001 höhere Renditen als der MSCI World.
Ein Smart Beta Exchange Traded Funds ist also ein passives und gleichzeitig aktives Anlageinstrument, bei welchem die Indexverfeinerung nach bestimmten Kriterien erfolgt. Nachfolgend werden einige Ansätze beschrieben.
Faktor niedrige Volatilität
Gerade in stürmischen Börsenzeiten ist für Neulinge ein Smart Beta ETF mit niedriger Volatilität empfehlenswert. Hierbei versucht der Emittent, den Wertpapierkorb mit Aktien zu füllen, die in der Vergangenheit optimale Renditen bei geringem Risiko generiert haben. Im Sektor Low Volatility sind Unternehmen zu finden, die gleichmäßig konstant agierend auch in schlechten Zeiten Robustheit an den Tag legen. Besonders interessant sind hier Energieversorger, weil deren Angebote auch in schwierigen Zeitabschnitten auf Nachfrage treffen.
Faktor Value
Ein auf Value ausgerichteter Smart Beta ETF vereinigt Unternehmen in seinem Aktienkorb, die aus den unterschiedlichsten Gründen zeitweise unterbewertet sind. Allgemein wenden sich Anleger eher Standardwerten mit hohen Wachstumsraten zu und unterschätzen die Aktien schlechter bewerteter Unternehmen. Value-Aktien rentieren jedoch immer dann besonders optimal, wenn Standardwerte die Markterwartungen nicht mehr voll erfüllen.
Besonders hohe Erträge können Sie mit einem Smart Beta ETF erwarten, bei dem mehrere Faktoren miteinander kombiniert sind.“
Faktor Größe
Bei einem Smart Beta ETF, der auf Größe ausgerichtet ist, dominieren im Wertpapierkorb die Aktien kleinerer Unternehmen. Diese waren in der Vergangenheit seitens der Kursentwicklung den Wertpapieren großer Konzerne überlegen. Besonders weit vorn sind kleinere Firmen zu Beginn eines wirtschaftlichen Aufschwungs. Allerdings reagieren derartige Unternehmen sensibler auf Kursschwankungen und auf wirtschaftliche Abkühlungen.
Besonders hohe Erträge können Sie mit einem Smart Beta ETF erzielen, bei dem mehrere Faktoren miteinander kombiniert sind. Welche Variante für Sie die geeignete ist, erfahren Sie von Ihrem unabhängigen Finanzberater.
von Vermoegenskontor | 28. Mai. 2020 | Geldanlage, Nachhaltigkeit, Ethik , SRI, Strategien
Hintergründe zu ESG-ETFs
ESG bezeichnet Nachhaltigkeits-Standards bei Geldanlagen. Das Kürzel leitet sich aus den englischen Worten Environmental, Social und Governance ab, zu Deutsch etwa: ökologisch, sozial gerecht und verantwortungsbewusst führend. ESG-Kriterien spielen bei Anlageentscheidungen eine immer wichtigere Rolle.
Anleger wollen, dass ihr Geld nicht nur Rendite erwirtschaftet, sondern auch nachhaltig investiert wird. ESG-Anlagen sind aus Anbietersicht daher eindeutig ein Wachstumsmarkt. Vor einigen Jahren ein fast exotisches Segment im breiten Anlagespektrum, haben sie sich etabliert und wachsen überdurchschnittlich.
Das ETF-Prinzip
ESG-ETFs bieten eine kostengünstige Möglichkeit, um nachhaltig zu investieren. ETFs sind börsengehandelte Investmentfonds, die einen Index – meist einen Aktienindex – nachbilden. Das Fondsvermögen ist dann Spiegelbild des jeweiligen Referenzindexes. Es kann sich folglich nicht anders entwickeln als der Index, es vollzieht diesen vielmehr nach. Aktienindizes gibt es viele – bekannte Indizes sind der MSCI World, DAX, Euro Stoxx, S&P, Dow Jones, Nikkei … die Liste lässt sich mühelos fortsetzen. Ein DAX-ETF beispielsweise umfasst Titel in genau der Zusammensetzung, in der sie auch im DAX enthalten sind.
Vom ETF zum ESG-ETF
Wie wird aber nun aus einem ETF ein ESG-ETF? Oft funktioniert das so, dass ein gängiger Aktienindex zugrunde gelegt wird, bei dem Titel, die nicht ESG-Kriterien entsprechen, keine Berücksichtigung finden. Aus dem besonders breit angelegten MSCI World wird dann zum Beispiel ein MSCI World ESG, indem Rüstungsfirmen, Atomkraftbetreiber, emissionsintensive Unternehmen und andere „kritische“ Firmen außen vor bleiben. Vielfach wird sich dabei an den Prinzipien des UN-Global Compact orientiert. Das ist aber nicht zwingend.
Letztlich definiert jeder Anbieter sein ESG-Verständnis selbst. Eine Alternative zu abgeleiteten Indizes ist die Bildung neuer Indizes. Wenn ein ETF zum Beispiel auf „Wasser“-Investments ausgerichtet sein soll, bietet sich die Kreierung eines Indexes an, der Unternehmen im Bereich Wasserkraft, Wasseraufbereitung, Wasserreinhaltung usw. enthält. Indexanbieter wie MSCI, FTSE oder S&P sind auf solche Index-Kreationen spezialisiert.
Ein MSCI World ESG-ETF entwickelt sich anders als ein MSCI World-ETF.“
ESG ist nicht gleich ESG
Aus Anlegersicht ist es wichtig zu wissen, welches ESG-Verständnis sich hinter einem ESG-ETF verbirgt. Das kann von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich sein, aber auch von Fonds zu Fonds.
Wichtig zu wissen: ein MSCI World ESG-ETF entwickelt sich anders als ein MSCI World-ETF. Denn Teile des Marktes wurden ja abgeschnitten. Das verändert Renditeerwartung und Risiko.
Um ein Investment auf die individuelle Risikobereitschaft und ESG-Verständnis eines Anlegers anzupassen, kann fachkundiger Rat durch einen auf nachhaltige Geldanlagen spezialisierten, Honorarberater hilfreich sein.
von Vermoegenskontor | 14. Apr.. 2020 | Geldanlage, Strategien
In Coronazeiten sorgen sich viele Menschen nicht nur um ihre Gesundheit, sondern auch um ihr Einkommen und ihre Ersparnisse. Jetzt heißt es besonnen zu handeln, um langfristig Schäden zu vermeiden.
Wie eng der Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko bei der Geldanlage ist, zeigte sich in den vergangenen Tagen wieder einmal schmerzhaft. Weltweit herrscht an den Börsen Ausnahmezustand. Ob Dow Jones, DAX oder SMI – die Kurse rauschen weltweit in rekordverdächtigem Tempo gen Süden. Jetzt noch verkaufen oder langfristig auf Kurserholung hoffen? Auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort. Hier finden Sie Anregungen, welche Aspekte Sie bei Ihren Überlegungen jetzt berücksichtigen müssen
Wie entwickeln sich die verschiedenen Anlageformen in der Coronakrise?
- Aktienkurse fielen stark in den vergangenen Tagen. Der Handel an der New Yorker Börse musste wegen des rasanten Kursrutsches mehrfach unterbrochen werden.
- Staatsanleihen werden als sichere Häfen angesehen. Das sorgt dafür, dass die Verzinsung besonders gefragter Papiere sinkt. Die Verzinsung deutscher Anleihen sank zeitweise auf – 0,9 Prozent. Das ist ein historischer Tiefstwert.
- Gold gilt allgemein als Absicherung gegen Krisen. Bei fallenden Aktienkursen steigt der Goldpreis in der Regel.
- Sparguthaben sind wegen der niedrigen Zinsen wenig rentabel, bleiben jedoch von der Krise verschont.
- Gesetzliche Rente, betriebliche Altersvorsorge, Riester-Verträge, Lebens- und Rentenversicherungen mit Zins- oder Beitragsgarantie und die staatlichen Zuschüsse oder Steuervergünstigungen für die private Altersvorsorge bleiben ebenfalls unverändert bestehen.
Anlagestrategie anpassen oder Krise aussitzen?
Um eine auf Ihre individuelle Situation maßgeschneiderte Antwort zu finden, sollten Sie auch in Coronazeiten auf den Rat Ihres unabhängigen Beraters vertrauen. Das gilt insbesondere, wenn Sie in absehbarer Zeit in den Ruhestand gehen und ein wesentlicher Teil Ihrer Altersvorsorge in Aktien oder Fonds steckt.
„Wer Aktien jetzt in Panik verkauft, realisiert herbe Verluste.“
Wenn es irgend möglich ist, sollten Sie – falls erforderlich – Aktien nur in kleinen Raten verkaufen und auf steigende Kurse hoffen.
Sparbücher, Festgeld oder Tagesgeldkonto erwirtschaften wegen der niedrigen Zinsen zwar kaum eine Rendite, erweisen sich aber wie Anleihen auch in Coronazeiten als stabilisierend für das Depot und sollten darum bei jeder Anlagestrategie berücksichtigt werden.
Das gleiche gilt für Gold, dessen Depotanteil nach Ansicht vieler Fachleute bei etwa 10 Prozent liegen sollte.
von Vermoegenskontor | 7. Juli. 2019 | Depot-Check, Geldanlage, Strategien
Es ist Sommer und da werden die Börsen-Märkte gerne mal zum Gesprächsthema bei Grillfesten oder ähnlichen gesellschaftlichen Ereignissen. Vielleicht werden Sie bei einer solchen Gelegenheit einmal von einem Nachbarn nach Anlageempfehlungen gefragt. Selbst disziplinierte und langfristig orientierte Anleger können der Versuchung erliegen, „im richtigen Moment einzusteigen“ um den nächsten Abschwung zu vermeiden. Tatsächlich ist es jedoch gar nicht so leicht, bei Anlageentscheidungen das richtige Timing zu haben.
ES IST SCHWER, DIE MÄRKTE VORHERZUSAGEN
Wer genau zum richtigen Zeitpunkt einzelne Wertpapiere kaufen oder taktische Veränderungen an seiner Asset Allokation vornehmen will, steht vor einer gewaltigen Aufgabe, vor allem weil die Märkte hart umkämpft und effizient in der Verarbeitung von Informationen sind. Im Jahr 2018 lag das durchschnittliche Handelsvolumen von Aktien weltweit je Handelstag bei rund 462,8 Milliarden Dollar.
Durch diese Transaktionen werden neue Informationen, seien es Wirtschaftsdaten oder die Einschätzungen von Anlegern, sehr schnell eingepreist. Lassen Sie sich bei Ihren Anlageentscheidungen manchmal durch die Finanznachrichten aus der Tageszeitung oder dem Fernsehen leiten? Wahrscheinlich sind die Informationen bereits in den Preisen enthalten, wenn sie die Anleger erreichen. In einer kürzlich veröffentlichten Studie hat Dimensional die Wertentwicklung aktiver US-amerikanischer Investmentfonds untersucht.
Das Ergebnis: Selbst professionelle Anleger tun sich schwer damit, den Markt zu schlagen. In den vergangenen zwanzig Jahren konnten nur 23% der Aktienfonds und 8% der Anleihenfonds sowohl eine Liquidierung vermeiden als auch nach Kosten eine höhere Wertentwicklung im Vergleich zu ihrer Benchmark erwirtschaften.
Außerdem müssen Anleger mit ihrer Kauf- oder Verkaufsentscheidung nicht nur einmal richtig liegen, sondern zweimal, was richtiges Timing zusätzlich erschwert. In einem Interview mit Dimensional brachte es Nobelpreisträger Professor Robert Merton vor Kurzem auf den Punkt:
„Jeder wäre gerne ein Marktflüsterer. Nehmen wir einmal an, ich könnte Kursbewegungen in sieben von zehn Fällen richtig vorhersagen. Das ist ziemlich gut, Sie würden mir sofort einen Job geben. Um ein guter Marktflüsterer zu sein, muss ich jedoch zweimal richtig liegen. Was wäre, wenn die beiden Ereignisse unabhängig voneinander wären? Sie sind es nicht, doch wären sie es, ergäbe sich eine Wahrscheinlichkeit von 0,7 mal 0,7. Das ist weniger als 50-50. Markt Timing ist also wahnsinnig schwierig.“
DER MARKT UND DAS TIMING
Nehmen wir zum Beispiel US-Aktien. Der S&P 500 Index hat ein unglaubliches Jahrzehnt hinter sich. Sollten Anleger deshalb ihre Aktienallokation anpassen? Höchstkurse sind keine Vorboten negativer Renditen. Auch nach Höchstständen warf der S&P 500 über ein, drei und fünf Jahre noch immer positive Jahresrenditen ab.
FAZIT
Die Märkte vorherzusagen ist schwieriger, als viele Anleger vermuten. Während Markt Timing theoretisch möglich ist, scheitern selbst professionelle Anleger an dem Versuch, Renditen verlässlich vorherzusagen. Die gute Nachricht: Für gute Anlageergebnisse müssen sich Anleger nicht auf Markt Timing verlassen. Die Märkte belohnen Anleger mit langfristigem Anlagehorizont, die trotz kurzfristiger Marktbewegungen diszipliniert bleiben. Anleger können das Potenzial der Märkte am besten ausschöpfen, indem sie sich auf die Faktoren konzentrieren, die sie auch kontrollieren können, also die richtige Asset Allokation, Diversifikation und die Reduzierung von Kosten, Portfolioumschlag und Steuern.
von Vermoegenskontor | 15. Okt.. 2018 | Finanzplanung, Geldanlage
Wer im Alter genug Geld zur Verfügung haben möchte, muss auch auf Aktien setzen. Allerdings ist die Skepsis deutscher Sparer gegenüber dieser Anlageklasse groß. Dabei würde es helfen, einfach nur die größten Anlegerfehler zu vermeiden.
Die Deutschen sparen zwar viel, aber sie legen ihr Geld nicht optimal an. Das verdeutlicht eine Studie des Deutschen Aktieninstituts, wonach die Menschen in anderen Ländern viel stärker auf die Aktie als Vorsorgeinstrument vertrauen. „Da Aktien langfristig im Schnitt höhere Renditen abwerfen als Zinsanlagen, sind sie ein Muss in jedem Portfolio“, erklärt Finanzplaner Thomas Vollkommer aus Berlin. „Entscheidend ist deshalb, diese Skepsis abzubauen. Und das geht am besten, indem Anleger die wichtigsten Fehler kennen und sie vermeiden.“
Dazu gehört, keinen hohen Renditeversprechungen oder heißen Aktientipps zu folgen. Schließlich bergen solche Anlagen stets entsprechend hohe Risiken. Auch verhalten sich viele Anleger prozyklisch. Das heißt, sie kaufen Aktien, wenn der Markt gut gelaufen ist und verkaufen, wenn er fast den Boden erreicht hat. „Besser ist es, der Börsenregel – Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen – zu folgen“, sagt der vom FPSB Deutschland zertifizierte CERTIFIED FINANCIAL PLANNER®-Professional Thomas Vollkommer. Damit eng zusammen hängt auch, dass Anleger nicht zu viel handeln sollten, da dies lediglich hohe Kosten, aber keine besseren Anlageergebnisse mit sich bringt. Stattdessen sollte das Aktiensparen langfristig ausgerichtet sein. „Das ist eher ein Marathon und weniger ein Sprint“, so der CFP®-Professional.
Außerdem sollten Anleger auf die Produktgebühren achten, da hohe Kosten direkt zu Lasten der Rendite gehen, und das Portfolio breit diversifizieren, also weltweit und über verschiedene Anlageklassen hinweg streuen. Ferner gilt es frühzeitig mit der Altersvorsorge zu beginnen. Wer nur zehn bis 15 Jahre ungenutzt verstreichen lässt, muss schon doppelt so viel pro Monat zurücklegen. Damit bleibt weniger zum Leben. Und es gilt, das Portfolio laufend zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, da sich sowohl das private wie auch das Kapitalmarktumfeld kontinuierlich verändert.
Wer das berücksichtigt, kann viel Freude an seiner Aktienanlage haben und hat eine sehr viel bessere Chance, seinen Ruhestand sorgenfrei zu genießen. Wer nur auf Zinsanlagen setzt, muss dagegen den Einfluss der Inflation auf den realen Ertrag, also Rendite abzüglich Teuerungsrate, berücksichtigen.
Wieviel Geld das kosten kann, zeigt ein Beispiel: Ein Betrag von 2.000 Euro, der unverzinst zur Seite gelegt wird, verliert bei einer jährlichen Teuerungsrate von zwei Prozent in 20 Jahren rund ein Drittel an Kaufkraft.
Es zahlt sich also aus, Anlegerfehler zu vermeiden. Allerdings braucht es dafür ein hohes Maß an Disziplin und viel Finanzwissen. Deshalb ist die Unterstützung durch einen CFP®-Professional wichtig. Diese Experten erarbeiten einen langfristigen, individuell zugeschnittenen Finanzplan und helfen, solche Fehler zu vermeiden. Eine bessere Finanzbildung als Instrument eines wirksamen Verbraucherschutzes und der Nutzen der Finanzplanung sind auch Gegenstand des zweiten World Financial Planning Day. Der Aktionstag wurde im Vorjahr vom internationalen Dachverband der CFP®-Professionals ins Leben gerufen und wird nun aufgrund des großen Erfolgs wiederholt.